Nach rund 40 Wochen Schwangerschaft ist es soweit, das Kind macht sich auf den Weg. Wehen sind hier unerlässlich, wenn ein Kind auf natürlichem Weg auf die Welt kommen soll. Doch was genau sind eigentlich Wehen und wie entstehen sie? Welche Arten von Wehen gibt es und wie machen sie sich bemerkbar? Alles Wichtige zu den verschiedenen Wehenarten haben wir hier für dich zusammengefasst.
Das erwartet Dich in diesem Artikel:
Definition Wehen
Kurz und knapp definiert sind Wehen Muskelkontraktionen. Der Körper der Frau besteht aus vielen Muskeln, und auch die Gebärmutter zählt, physiologisch betrachtet, zu den Muskeln einer Frau. Der Unterschied zu den anderen Muskeln ist aber, dass die Frau diesen Muskel nicht selbst beeinflussen und kontrollieren kann. Hat eine Frau Wehen, kontrahiert die Gebärmutter unwillkürlich, die werdende Mama hat hier keinen Einfluss darauf.
Wie genau Wehen entstehen, darüber sind sich die Experten nicht einig. Die weiblichen Hormone scheinen hierbei aber eine sehr bedeutende Rolle zu spielen. Schüttet der Körper bestimmte Hormone vermehrt aus, kann es zu Wehen kommen. Ein wichtiges Hormon ist dabei das Wehen- und Kuschelhormon Oxytocin. Sind die Wehen während der Geburt zu schwach, bekommt die Frau häufig einen sogenannten Wehentropf, der dann eben dieses Hormon Oxytocin enthält und die Wehen fördern und verstärken soll.
Wehen sind die treibende Kraft, die die Geburt vorantreiben und dabei helfen, das Kind auf die Welt bringen zu können. Wehen treten dabei rhythmisch auf und werden im Laufe der Geburt immer stärker.
Wehenarten im Überblick
Wehe ist nicht gleich Wehe. Hier gibt es verschiedene Arten, die, je nach Schwangerschaftswoche oder Geburtsfortgang auftreten (können).
Folgende Wehenarten gibt es:
Übungswehen
Übungswehen werden oft auch als Braxton-Hicks-Kontraktionen bezeichnet. Diese Wehen wurden nach ihrem Entdecker, einem britischen Gynäkologen benannt. Eine weitere Bezeichnung für diese Art der Wehen ist wilde Wehen.
Meist zwischen der 20. und 25. Schwangerschaftswoche verspürt die werdende Mutter zum ersten Mal diese Wehen. Zunächst kann dies ein großer Schreck sein. Die Übungswehen sind meist aber harmlos und dienen der Geburtsvorbereitung. In der Regel sind sie kaum schmerzhaft, unregelmäßig und dauern nur Sekunden an. Der Bauch wird hart, aber der Muttermund öffnet sich nicht. Die Gebärmutter zieht sich aber auch hier zusammen und kontrahiert.
Übungswehen sind typischerweise unregelmäßig, werden nicht stärker und treten nur bis zu drei Mal in der Stunde auf.
Wichtig: Zu unterscheiden gilt es zwischen Übungswehen und Frühwehen. Denn, Frühwehen können gefährlich für Mutter und Kind sein und zu einer Früh- oder auch Fehlgeburt führen. Wenn du während der Schwangerschaft also Wehen oder Schmerzen verspürst, diese aber nicht zuordnen kannst, dir unsicher bist oder sogar Blutungen hast, solltest du immer unbedingt einen Arzt aufsuchen oder deine Hebamme kontaktieren. Es können harmlose Übungswehen sein, es kann aber auch mehr dahinter stecken.
Mögliche Anzeichen für Frühwehen:
- sie treten öfter als drei Mal in der Stunde auf
- sie werden immer stärker
- sie werden oft von Ausfluss oder Blutungen begleitet
- sie kommen in immer kürzeren Intervallen
- sie treten vor der 36. Schwangerschaftswoche auf
Mehr über vorzeitige Wehen (Frühwehen) erfährst du in unserem Artikel Frühwehen und Frühgeburt.
Vorwehen
Etwa ab der 36. Schwangerschaftswoche kann es zu Vorwehen kommen. Auch diese sind in der Regel kaum schmerzhaft, unregelmäßig, wirken sich nicht auf den Muttermund aus und werden nicht stärker. Dennoch sind diese Wehen wichtig, denn so trifft der weibliche Körper letzte Vorbereitungen für die eigentliche Geburt.
Für Frauen, die ihr erstes Kind erwarten, können auch diese Wehen zunächst etwas verunsichernd sein. Aber auch die Vorwehen sind in der Regel normal und harmlos.
Vorwehen zeigen sich durch ein Ziehen im Uterus, einen harten Bauch, Schmerzen im Rücken und der Leiste, und auch durch einen Druck auf die Blase.
Auch wenn sich Vorwehen zeigen, kann es bis zur eigentlichen Geburt noch Tage und sogar Wochen dauern.
Senkwehen
Mit Hilfe der sogenannten Senkwehen bringt sich das Baby in Position. Der Kopf und das ganze Baby rutschen jetzt nach unten weiter ins Becken rein, in Richtung Geburtskanal.
Die Senkwehen folgen meist auf die Vorwehen. Vor der 36. Schwangerschaftswoche treten sie nur selten auf.
Die Senkwehen spürst du als werdende Mama jetzt schon deutlicher, sie sind schmerzhafter als Übungswehen oder Vorwehen. Sind die Schmerzen zu stark, kannst du dir ein warmes Bad gönnen, oder der werdende Papa kann dich mit einer leichten Massage verwöhnen. Auch leichte Spaziergänge und Atemübungen können Linderung bringen. Eine gute Vorbereitung für die eigentliche Geburt.
Die Senkwehen können Fluch und Segen zugleich sein. Sie sind schmerzhaft, bringen aber auch Erleichterung. Denn dadurch, dass das Baby weiter nach unten rutscht, wird der Druck auf die oberen Organe weniger. Viele Frauen können jetzt wieder besser atmen und auch das Essen macht wieder mehr Spaß. Auf der anderen Seite aber wird jetzt der Druck nach unten stärker, was du als Schwangere dann unter anderem beim Sitzen merkst.
Eröffnungswehen
Beginnen die Eröffnungswehen, macht sich das Baby auf den Weg, die Geburt beginnt. Aber auch wenn die Eröffnungswehen vorhanden sind, kann die eigentliche Geburt noch lange auf sich warten lassen, besonders bei Erstgebärenden. Von der ersten Eröffnungswehe bis hin zur Geburt kann es unter Umständen viele Stunden oder sogar Tage dauern.
Eröffnungswehen kommen regelmäßig und in bestimmten Intervallen, die immer kürzer werden. Zu Beginn können diese Wehen alle zehn Minuten auftreten, später dann alle zwei Minuten oder in noch kürzeren Abständen.
Die Eröffnungswehen wirken sich auf den Muttermund aus. Dieser öffnet sich, bis er schließlich die benötigten 10 cm erreicht hat.
Wen du die ersten Eröffnungswehen verspürst, ist das in der Regel noch kein Grund, sofort alles stehen und liegen zu lassen und ins Krankenhaus zu fahren. Bist du dir aber unsicher, kannst du natürlich schon losfahren oder deine Hebamme kontaktieren. Viele Hebammen raten Erstgebärenden dazu, sich keinen Stress zu machen, nochmal Kraft zu tanken und - je nachdem zu welcher Tageszeit die Wehen einsetzen - ruhig noch einmal unter die Dusche zu springen und sich frisch zu machen.
Unbedingt sofort ins Krankenhaus oder Geburtshaus aber solltest du fahren, wenn die Wehen in immer kürzeren Abständen kommen, wenn die Fruchtblase geplatzt ist oder wenn dir irgendetwas nicht gut oder richtig vorkommt.
Presswehen
Haben die Eröffnungswehen den Muttermund vollständig eröffnet, kommen anschließend die Presswehen. Unter diesen Wehen presst die Frau dann mit und bringt so das Kind zur Welt. Diese Phase wird auch als Austreibungsphase bezeichnet.
Unter den Presswehen hat die Frau das dringende Bedürfnis zu pressen. Das Kind wird jetzt aus der Vagina herausgedrückt. Hat das Köpfchen diese enge Stelle passiert, folgt der Rest des Babys meist mit nur wenigen Presswehen.
Nachgeburtswehen
Einige Minuten nach der eigentlichen Geburt wird dann noch mit Hilfe der sogenannten Nachgeburtswehen die Plazenta abgelöst und ausgestoßen. Die Plazenta, das ist der Mutterkuchen, der dein Kind im Bauch versorgt hat.
Die Nachgeburtswehen dauern meist rund 15 bis 30 Minuten, sind deutlich schwächer als die vorherigen Wehen und werden oft mit Menstruationsbeschwerden verglichen.
Nachwehen
Diese Wehen werden gerne mit den Nachgeburtswehen verwechselt. Der Unterschied zwischen Nachgeburtswehen und Nachwehen ist aber, dass die Nachwehen erst in den Tagen und Wochen (Wochenbett) nach der Geburt auftreten. Dabei verspüren die meisten Frauen eine Art leichte Wehen, also leichte Kontraktionen der Gebärmutter. Die Nachwehen dienen der Rückbildung der Gebärmutter und der Blutstillung.
Jede Frau verspürt die Nachwehen mehr oder weniger intensiv. Nach Mehrlingsgeburten, aber auch wenn Mütter ihr Kind stillen, können diese Wehen auch etwas stärker ausfallen und empfunden werden.
Wenn du als Mama dein Baby stillst und es zum ersten Mal an die Brust legst, kann das ebenfalls zu Kontraktionen führen. Hierfür sind wieder die Hormone verantwortlich, unter anderem wird hier auch wieder das Wehen- und Kuschelhormon Oxytocin ausgeschüttet. Dieses Hormon ist nützlich, es kann helfen Blutungen zu stillen, hilft bei der Rückbildung und beugt Entzündungen der Gebärmutter vor. Das Stillen ist also nicht nur für dein Neugeborenes gut, sondern bewirkt auch in deinem Körper viel Gutes.
Das CTG - Wehen sehen und verstehen
Natürlich kann eine schwangere Frau die Wehen spüren, sie auch beschreiben und definieren. Die Ärzte und Hebammen aber haben noch eine weitere Möglichkeit, die Wehentätigkeit zu beurteilen. Mit Hilfe des sogenannten CTG können sie die Wehen quasi schwarz auf weiß lesen.
Das CTG, auch als Kardiotokographie oder Wehenschreiber bezeichnet, ist eine Standarduntersuchung und wird meist ab der 30. Schwangerschaftswoche regelmäßig gemacht. Während der Geburt gibt das CTG permanent Aufschluss über die aktuelle Wehentätigkeit.
Während des Vorsorgetermins beim Frauenarzt wird das CTG eine halbe Stunde geschrieben. Dazu bekommt die Frau einen Gürtel mit zwei Sensoren um den Bauch.
- Der erste Sensor soll die Kontraktionen der Gebärmutter messen, also Aufschluss über die Wehentätigkeit geben
- Der zweite Sensor misst den Herzschlag des Babys und gibt Auskunft darüber, ob es dem Kind gut geht
Die zwei Sensoren zeichnen zwei Kurven auf. Die obere Kurve zeigt die Herztätigkeit des Kindes, unten kann man die Wehen ablesen. Auf einem langen Papierstreifen wird das CTG geschrieben, so dass die Ärzte und Hebammen schwarz auf weiß sehen, wie die aktuelle Situation aussieht.
Das CTG funktioniert über Ultraschallwellen. Somit ist die Untersuchung ungefährlich und schmerzlos. Moderne Geräte können des Weiteren auch die Kindsbewegungen messen und festhalten.