Der Traum vom Wunschkind geht bei manchen Paaren nicht auf Anhieb in Erfüllung. Wenn eine Schwangerschaft auf natürlichem Wege trotz unzähliger Versuche ausbleibt, setzen Paare alle Hoffnung in eine künstliche Befruchtung. Welche Voraussetzungen Frau und Mann hierfür erfüllen müssen, welche Befruchtungsmethoden in Frage kommen, wie die Erfolgschancen stehen und wie es mit den Kosten aussieht, erklären wir in diesem Artikel.
Das erwartet Dich in diesem Artikel:
Ab wann zum Arzt?
Der normale Weg zum Familienglück führt bekanntlich über den Geschlechtsverkehr. Dass dieser aber nicht gleich zum Erfolg führt, ist nicht ungewöhnlich und hat verschiedene Gründe. Vor allem nach dem Absetzen der Pille braucht der weibliche Körper häufig eine gewisse Zeit, um sich hormonell wieder einzustellen. Dass es mit dem Versuch schwanger zu werden selbst nach mehreren Monaten nicht klappen will, ist daher erst einmal kein Grund zur Sorge und kommt relativ häufig vor.
Beim Versuch auf natürlichem Wege schwanger zu werden, ist es wichtig, das richtige Timing zu beachten. Kurz vor dem Eisprung und während der fruchtbaren Tage ist der Geschlechtsverkehr am erfolgversprechendsten. Meist sind es rund fünf fruchtbare Tage ungefähr in der Mitte des Zyklus. Da Spermien bis zu fünf Tage im weiblichen Körper überleben können, ist es ratsam, bereits vor den vermeintlichen fruchtbaren Tagen Sex zu haben. Es ist also sinnvoll, regelmäßig zu verkehren, ohne aber einen Marathon daraus zu machen. Besonders rund um den Eisprung, 24 Stunden vorher und 12 Stunden danach, sind die Chancen groß. Ovulationstests, Temperaturmessungen oder Fruchtbarkeitsrechner können diesbezüglich helfen und unterstützen.
Der Weg zum Familienglück ist also nicht selten sehr lang und erfordert viel Geduld. Stellt sich dann aber auch nach über einem Jahr oder noch länger keine Schwangerschaft ein, sollte ein Arzt zu Rate gezogen werden. Sowohl Mann als auch Frau sollten sich dann untersuchen lassen, um der Ursache für den bis dato unerfüllten Kinderwunsch auf den Grund zu gehen.
Mögliche Gründe für einen unerfüllten Kinderwunsch
Die Gründe, warum Paare erst einmal ungewollt kinderlos bleiben und eventuell auf eine künstliche Befruchtung angewiesen sind, können sehr unterschiedlich sein.
- Das Alter von Mann und Frau. Viele Paare sind heute schon etwas älter, wenn die Familienplanung beginnt. Sowohl beim Mann als auch bei der Frau sinkt die Fruchtbarkeit aber mit dem Alter ab
- Hormonelle Störungen der Frau. Aber auch beim Mann können ähnliche Störungen auftreten
- Verwachsungen oder Wucherungen bei der Frau
- Zysten an den Eierstöcken oder Eileitern
- Undurchlässigkeit der Eileiter
- Fehlende Eisprünge
- Zu wenige und/oder zu schlechte oder nicht bewegliche Spermien beim Mann
- Krampfadern beim Mann in Hodennähe (Varikozele), die für Überhitzung am Hofen sorgen und so für männliche Unfruchtbarkeit sorgen können
- Schlechte Ernährung oder Lebensgewohnheiten, vor allem Alkohol, Nikotin und Drogen
- Stress
- Vitaminmangel (insbesondere Vitamin D)
Künstliche Befruchtung mit guten Erfolgschancen
Will es mit der Schwangerschaft nicht gleich klappen, kann das verschiedene Ursachen haben (siehe oben). Manche Ursachen können einfach und schnell behoben werden, so dass es doch noch auf natürlichem Weg klappen kann. Stellt der Arzt aber erhebliche Probleme und Einschränkungen fest, oder besteht sogar eine Unfruchtbarkeit, sind die Chancen, auf natürlichem Weg schwanger zu werden, sehr gering bis gar nicht gegeben.
Auf "natürlichem Weg" bedeutet, dass eine Schwangerschaft durch den Geschlechtsverkehr von Mann und Frau entsteht. Von einer künstlichen Befruchtung oder auch assistierten Reproduktion spricht man, wenn die Medizin hier unterstützend eingreift und Eizelle und Spermien zusammenbringt. Bei beiden Methoden verschmelzen Eizelle und Spermium miteinander, nur der Weg zur Verschmelzung ist hier eben ein anderer.
Rund 20 Prozent aller Paare in Deutschland bleiben erst einmal ungewollt kinderlos. Die künstliche Befruchtung kann hier aber sehr oft weiterhelfen, auch wenn nicht jede künstliche Befruchtung zwingend zum Erfolg führt. Meist sind mehrere Versuche nötig, um sich den Kinderwunsch zu erfüllen. Leider gibt es aber auch Paare, die trotz mehrerer künstlicher Befruchtungsversuche kinderlos bleiben. Die Erfolgschancen sind grundsätzlich aber gut. Bei jedem einzelnen Versuch liegt die Wahrscheinlichkeit schwanger zu werden bei rund 25 Prozent.
Methoden der künstlichen Befruchtung
Eine künstliche Befruchtung findet meist in einer sogenannten Kinderwunschklinik statt. Diese sind perfekt ausgestattet und können die Paare gut und individuell betreuen. Bevor es allerdings zu einer künstlichen Befruchtung kommt, müssen zunächst einige Untersuchungen erfolgen, auch um zu entscheiden, welche Methode der künstlichen Befruchtung in Frage kommt:
- IUI: Insemination
- IVF: In-vitro-Fertilisation
- ICSI: Intrazytoplasmatische Spermieninjektion
- IVM: In-vitro-Maturation
- GIFT: Intratubarer Gametentransfer (engl. "Gamete Intrafallopian Transfer")
Welche Befruchtungsmethode für euch persönlich und individuell in Frage kommt, wird euer behandelnder Arzt herausfinden und mit euch besprechen.
Insemination (IUI)
Insemination bedeutet Samenübertragung. Die IUI ist die häufigst angewandte Methode der künstlichen Befruchtung.
Zunächst wird die Frau hormonell stimuliert, so dass rund um den Eisprung die besten Bedingungen vorliegen. Das Sperma des Mannes wird gewonnen und aufbereitet. Zeitnah zum Eisprung, in einem sehr kleinen Zeitfenster, wird das Sperma dann mittels einer Katheters in die Gebärmutter der Frau eingeführt.
Die Befruchtung selbst erfolgt dann auf natürlichem Wege, d.h. die Spermien müssen sich ihren Weg bahnen und dann mit der Eizelle verschmelzen.
In der Regel erfolgt die IUI ambulant und ohne Narkose. Die Frau ist meist schmerzfrei und kann noch am gleichen Tag nach Hause gehen. Lediglich bleibt sie meist ein paar Minuten nach der Einführung der Spermien liegen, am Besten mit hoch gelagerten Beinen, um den Prozess im Inneren zu unterstützen.
Die IUI kommt meist bei Paaren zum Einsatz, bei denen beim Mann eine leichte Zeugungseinschränkung festgestellt wurde, oder aber der Zervixschleim der Frau nicht durchlässig für die Spermien ist.
In-vitro-Fertilisation (IVF)
In-vitro-Fertilisation bedeutet übersetzt so viel wie "Befruchtung im Gläschen". Im Gegensatz zur Insemination findet bei der IVF also die eigentliche Befruchtung nicht im Körper der Frau, sondern außerhalb statt.
Die IVF ist eine der häufigsten angewandten Methoden der künstlichen Befruchtung. Mehrere Untersuchungen und Gespräche mit dem Arzt entscheiden darüber, ob diese Art der Befruchtung individuell geeignet ist. Allgemein sollte die Frau eine gesunde Gebärmutter und mindestens einen funktionierenden Eierstock haben. Zudem sollte ein relativ regelmäßiger Zyklus mit Eisprüngen gegeben sein. Beim Mann sollten brauchbare Spermien vorhanden sein.
Wenn ihr euch für eine In-vitro-Fertilisation entscheidet, bedeutet dass erst einmal, dass mittels Hormonen die Reifung der Eizellen begünstigt wird. Der Arzt kontrolliert dann regelmäßig die Entwicklung und die Größe. Gibt es genügend und ausreichend große Eizellen, mindestens 18 Millimeter sind ideal, wird dann, ebenfalls durch Hormone, der Eisprung ausgelöst. Rund 36 Stunden später werden die Eizellen vaginal entnommen. Der Eingriff dauert nur wenige Minuten, eine Narkose ist nicht unbedingt erforderlich. Parallel werden vom Mann per Masturbation Spermien gewonnen.
Spermien und Eizellen kommen anschließend ins Labor, wo dann die Befruchtung stattfinden kann. Dabei werden Eizelle und Spermien zusammengebracht, die eigentliche Befruchtung aber findet ohne weiteres Zutun statt. Hier nimmt dann immer noch die Natur ihren Lauf. Da hier die Spermien nicht ausselektiert werden, ist es wichtig, dass sich genügend gute und bewegliche Spermien im Ejakulat des Mannes befinden.
Meist werden der Frau gleich mehrere Eizellen entnommen. Nach der Befruchtung teilen sich die Zellen mehrfach und reifen heran. Nach 2-3 Tagen wird kontrolliert, welche sich gut weiterentwickelt haben und der Frau wieder eingesetzt werden können. Maximal drei Embryonen werden der Frau schließlich eingesetzt, so dass es hier also auch zu einer Mehrlingsschwangerschaft kommen kann. Weitere gut entwickelte Embryonen können eingefroren und für weitere Versuche verwendet werden.
Der Transfer zurück in die Gebärmutter verlangt ebenfalls nicht zwangsläufig eine Narkose. Über einen Katheter gelangen die Embryonen in die Gebärmutter. Ob und wie viele sich dann wirklich einnisten und weiterentwickeln, ist vom Zufall abhängig und kann vorab nicht beeinflusst werden.
Die IVF eignet sich gut für Paare, bei denen bei der Frau die Eileiter nicht durchlässig sind, der Mann in der Zeugungsfähigkeit eingeschränkt ist oder die Ursache für die Kinderlosigkeit unklar ist.
Intrazytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI)
Auch die ICSI ist eine häufige Form der künstlichen Befruchtung. Im Prinzip läuft diese Methode ähnlich ab wie die IVF. Im Unterschied dazu wird im Labor aber je ein gutes Spermium ausgewählt und direkt in die Eizelle eingespritzt. Somit ist die Chance noch höher, dass es zu einer Befruchtung und Weiterentwicklung kommt.
Besonders ist diese Methode für Paare geeignet, bei denen der Mann nur wenige gute und bewegliche Spermien hat. Im Labor werden gezielt diese ausgewählt und direkt zur Befruchtung verwendet. Im Gegensatz zur IVF nehmen die Mediziner hier also einen direkten Eingriff in den Ablauf der Befruchtung vor.
In-vitro-Maturation (IVM)
Im Grunde ist die IVM eine Untermethode der IVF. Im Unterschied dazu werden der Frau bei der IVM aber noch unreife Eizellen entnommen. Bei der IVF wird hingegen zunächst die Reifung der Eizellen per Hormongabe begünstigt, was bei der In-vitro-Maturation nicht geschieht. Erst im Labor werden den Eizellen Hormone beigegeben, so dass sich die Eizellen somit außerhalb des Körpers der Frau entwickeln können.
Der Vorteil der Methode ist, dass der Frau die Einnahme von Hormonen und somit mögliche Nebenwirkungen erspart bleiben. Außerdem gibt es auch Frauen, bei denen eine Hormongabe aus - meist gesundheitlichen - Gründen einfach gar nicht möglich ist.
Intratubarer Gametentransfer (GIFT)
Die GIFT-Methode ist eine Mischung aus Insemination und In-vitro-Fertilisation.
Per Masturbation werden vom Mann Spermien gewonnen. Der Frau werden Eizellen entnommen, die zuvor hormonell zum Wachstum angeregt wurden. Bei der Insemination werden die Spermien in die Gebärmutter gespritzt, bei der IVF werden Spermien und Eizellen im Labor zusammengebracht und befruchtet. GIFT ist eine Kombination, das bedeutet, Eizellen und Spermien werden gewonnen und dann in den Eileiter der Frau injiziert, so dass hier eine Befruchtung stattfinden kann, ähnlich wie bei der natürlichen Befruchtung.
Kosten der künstlichen Befruchtung
Je nach Methode der assistierten Reproduktion fallen ganz unterschiedlich hohe Kosten an. Bei einer Insemination können Kosten zwischen 200 und 1.000 Euro anfallen, bei einer In-vitro-Fertilisation um die 3.000 Euro, bei einer ICSI sogar bis zu 4.000 Euro. Hier kommt es aber natürlich auch immer auf Faktoren wie die Klinik oder benötigte Medikamente an. Auch wenn die Frau ausdrücklich eine Narkose wünscht, fallen die Kosten höher aus.
Welche Kosten ihr am Ende zu tragen habt, hängt auch sehr stark davon ab, wo und wie ihr versichert und ob ihr verheiratet seid.
Viele gesetzliche Krankenkassen übernehmen bei bis zu drei Versuchen einen Teil der anfallenden Kosten. Die meisten Krankenkassen übernehmen dann jeweils 50 Prozent. Es gibt aber auch Kassen, die 75 Prozent übernehmen oder gar die ganzen Kosten tragen.
Für die Zuschüsse stellen die meisten Krankenversicherungen bestimmte Voraussetzungen an Paare, die einen Antrag auf Kostenübernahme stellen. Folgende Voraussetzungen sind üblich:
- Die Reproduktion muss medizinisch begründet sein, d.h. es muss vom Arzt bestätigt sein, dass eine Schwangerschaft ohne künstliche Befruchtung nicht möglich ist
- Das Paar muss verheiratet sein
- Die Frau muss mindestens 25 Jahre alt, darf jedoch nicht älter als 40 sein
- Der Mann muss mindestens 25, aber nicht älter als 50 Jahre alt sein
Risiken der künstlichen Befruchtung
Mit einer Erfolgswahrscheinlichkeit von 20 bis 25 Prozent stehen die Chancen bei einer künstlichen Befruchtung nicht schlecht. Neben der Chance auf das Wunschkind sollte man sich aber auch über mögliche Risiken und Nebenwirkungen der Reproduktion bewusst werden. Besonders für die Frau können die Hormonbehandlungen und Eingriffe sehr anstrengend sein. Nicht außer Acht lassen sollte man zudem mögliche seelische Belastungen. Immer wieder heißt es warten, bangen, hoffen, eventuell Enttäuschungen wegstecken.
Da meist mehrere Eizellen eingesetzt werden, besteht außerdem ein relativ hohes Risiko für eine Mehrlingsschwangerschaft.