Die Römer haben Europa fast ein ganzes Jahrtausend beherrscht und mit ihrer Kultur die angrenzenden Gebiete beeinflusst. Römische Namen sind bis heute existent und auch Vornamen römischer Herkunft gehören immer noch zu den beliebtesten Vornamen überhaupt. Fast alle europäischen Kulturen haben sie übernommen und auch im außereuropäischen Raum sind sie bekannt. Was zeichnet aber römische Namen aus? Wie war die Namensgebung im Rom der Antike überhaupt? Wie wurden Vornamen vergeben und gab es so etwas wie Nachnamen? Dies alles erfährst du hier.
Römische Namen sind lateinischen Ursprungs
Wem sind wohl nicht die Namen berühmter Römer bekannt: Caesar, Cicero, Seneca, Nero, Augustus und Romulus Augustulus. Fast alle kennen sie entweder aus dem Geschichtsunterricht oder gar der Lateinstunde. Die Römer sprachen Latein und deswegen orientieren sich deren Namen an der lateinischen Sprache, die sich aus den Dialekten der Region Latium entwickelt hat.
Aber Vorsicht: Nicht alle lateinisch klingenden Namen sind römisch-antik. Da die Römer im Laufe der Jahrhunderte für sich ein Weltreich eroberten, nahmen auch sehr viele nicht-römische Bürger und Bürgerinnen Namen an, die lateinisch aussahen. Diese romanischen Namen entwickelten sich ebenfalls weiter und bildeten einerseits einen Kern der romanischen Sprachen, wie dem Italienischen oder dem Französischen, andererseits von Kunstnamen des europäischen Mittelalters. Die Namensgebung der klassisch römischen Antike dagegen war sehr strengen Regeln unterworfen.
Vom einfachen zum dreiteiligen Namen: Die Entwicklung der Namensgebung im antiken Rom
In der Frühzeit dürften die Römer nur einen Namen gekannt haben bzw. für wichtig erachtet haben. Später bildeten sich zwei Namen heraus, quasi Vor- und Familienname, um eine Person leichter identifizieren zu können. Mit dem komplexer werdenden System des römischen Reiches wurde auch der Aufbau römischer Namen komplexer und es kamen dreiteilige Namen auf.
Zu beachten ist natürlich, dass die Norm zur Vergabe von Namen im Adel anders war als bei den Sklaven oder Bürgern.
Das Praenomen
Wer einmal durch ein Lateinbuch blättert, wird feststellen, dass immer wieder die gleichen Vornamen auftauchen. Die Römer kannten nämlich nicht sehr viele. Erst in späterer Zeit, ab der römischen Kaiserzeit, kamen neue Vornamen hinzu. Vom fünften Jahrhundert vor unserer Zeit bis weit ins zweite Jahrhundert nach Christus hinein kannten die Römer lediglich ein knappes Dutzend männlicher Vornamen! Im Grunde hießen die meisten römischen Bürger also gleich.
Viele dieser alten Vornamen der Römer, sogenannte Praenomen, sind auch heute noch beliebt. Das Praenomen war ein persönlicher Name, der von den Eltern in einer Zeremonie gegeben wurde. Er spielte in der Öffentlichkeit so gut wie keine Rolle, war aber innerhalb der Familie ein Rufname und wurde auch unter Freunden und sozial Gleichgestellten gebraucht.
Warum die Römer nur so wenige Vornamen kannten, ist unbekannt. Es gibt natürlich einige Theorien. Zumindest im Adel wurde in den Familien aus Tradition nur ein Vorname genutzt und durch weitere Verwandtschaftswörter der Grad der Beziehung angezeigt. Erst in der römischen Kaiserzeit brach diese Sitte auf und es kamen neue Vornamen auf. Dennoch sind männliche Vornamen nicht sehr variantenreich, wie man es von einer so große Bevölkerung erwarten könnte.
Der Gentilname
Da Frauen in der römischen Kultur schlechter gestellt waren als jene in der griechischen Kultur, sind Mädchennamen noch weniger variabel. Es war nicht wichtig, Frauen in der Öffentlichkeit mit einem Vornamen zu bezeichnen. Aber natürlich hatten auch Frauen einen Namen. Es gab persönliche Namen, die meist der Blumen- oder Tierwelt entnommen waren. Die meisten Frauen jedoch erhielten Namen, die sich aus den Gentilnamen des Vaters ableiteten. So konnte eine Frau, die aus dem Haus des Claudius stammte, den Namen Claudia führen. Und eine Iulia stammte aus der Familie des Iulius.
Während die Gründungslegenden von Rom noch von Romulus und Remus erzählen, kamen schon kurz nach der Gründung der Republik die ersten Gentilnamen auf. Da die Bevölkerung stetig wuchs, war es notwendig geworden, Personen direkt identifizieren zu können. Die Gentilnamen (lateinisch Nomen gentile) entsprechen in etwa den modernen Nachnamen. Sie zeigten, dass jemand Mitglied einer Familie oder eines Clans war.
In der Frühzeit besaßen vor allem adlige Familien solche Gentilnamen. Die Quellenlage zur Situation des normalen Volkes ist schlecht. Vielleicht besaßen normale Bürger noch keinen Gentilnamen in dieser Zeit, wie die Geschichte von Romulus und Remus es auch nahelegt. Aber mit der wachsenden Bevölkerungszahl wurde es notwendig, dass jeder einen zweiteiligen Namen erhielt. Die meisten übernahmen hier auch den Namen des Vaters. Wichtige Clans (gens) entwickelten jedoch weitverzweigte Familien und besaßen Dutzende oder gar Hunderte Mitglieder. Alle römischen Clans enden auf –ius (zum Beispiel Claudius, Iulius).
Das Cognomen
Während der Zeit der Republik (also die ersten Jahrhunderte vor Christus) besaßen die meisten Römer lediglich zwei Namen. In einigen Fällen gab es auch dreiteilige, vor allem in Familien, in denen bestimmte Vornamen oft vorkamen. Erst im ersten Jahrhundert vor unserer Zeit entwickelte sich das Cognomen als dritter Bestandteil. Man hatte zuvor schon einzelne Personen oft mit einer dritten Bezeichnung unterschieden. So konnte man hinter Praenomen und Nomen gentile noch anfügen, ob die Person der "Jüngere" oder "Ältere", der "Neffe des ..." oder "Sohn des ..." war. Es gab aber auch Bezeichnungen, die sich Römer verdienten, so zum Beispiel Magnus "der Große". Aus diesen Bezeichnungen entwickelte sich dann die Sitte, einen dritten Namen anzufügen.
Während das Praenomen überwiegend durch Sitten und Traditionen bestimmt und vererbbar war, war die Wahl des Cognomen freier. Die meisten Cognomen entwickelten sich aus dem Praenomen heraus, aber es gab auch Neuerfindungen, Ableitungen von Adjektiven oder Verwandtschaftsbezeichnungen oder Zahlen. Römische Männer konnten dadurch individuell gekennzeichnet werden. Oft erhielten sie auch Ehrenbezeichnungen, wenn sie sich durch Leistungen oder Verdienste hervorgetan hatten. Waren die Praenomina oft vererbt, konnten die Cognomen frei gewählt werden. Mit dem Aufkommen der Cognomen und deren Beliebtheit in der Kaiserzeit verlor der Vorname (Praenomen) nochmals an Bedeutung. Wahrscheinlich ist dies der Grund dafür, warum nur wenige Vornamen in dieser Zeit genutzt wurden.
Zusammenfassung
Die römische Namensgebung orientierte sich also am Geschlecht einerseits und der sozialen Herkunft andererseits. Schon in der Frühzeit kamen mehrteilige Namen beim Adel auf, während Freie, Freigelassene und Sklaven oft nur einen Namen gehabt haben dürften. Mit der wachsenden Bevölkerung wurde aber auch bei den normalen Bürgern eine Art Familienname notwendig. Erst in der Kaiserzeit kam ein dritter Bestandteil in Mode, mit dem sich der römische Mann individuell kennzeichnen konnte.
Dieses System, als tria nomina bezeichnet, gilt weithin als typisch römisch, hat sich aber nur im römischen Adel weitestgehend durchsetzen können. Das gemeine Volk nutzte bis zum Ende des weströmischen Reiches im 5. Jahrhundert auch weiterhin nur zwei, wenn nicht sogar nur einen, Namen. Dasselbe gilt für Frauen, deren Namenskonventionen im römischen Alltag gar keine Bedeutung besaßen.