Massage bedeutet sanfte Nähe und Wärme. Sie beinhaltet intensivste Zuwendung und vermittelt dem Baby Sicherheit und Geborgenheit. Frédérick Leboyer, der als Arzt in Indien lebte, brachte diese alte Tradition in den 1980er Jahren mit nach Europa.
Das erwartet Dich in diesem Artikel:
In Mamas Bauch fühlt sich das Baby wohl und geborgen. Neun Monate wächst es hier heran und wird zu einem kleinen Lebewesen mit allen Organen und Körperteilen. In Mamas Bauch ist es schön gemütlich und weich, das Baby kann sich gut beschützt und sicher fühlen. Als werdende Mama streichelst Du bestimmt auch regelmäßig Deinen Bauch, massierst und cremst ihn ein, und sprichst mit Deinem Kind. Auch hierdurch fühlt sich das kleine Bündel einfach pudelwohl. Dein Bauch, für das Baby ein Ort, von dem es erst einmal nicht weg möchte.
Die Geburt verändert alles, für Dich und Euch als Eltern, und auch für das Baby verändert sich ab dem Zeitpunkt der Geburt viel. Aus Mamas warmem und sicherem Bauch geht es dann in eine sehr helle, kühle und große Welt. Umso wichtiger, dem Baby jetzt viel Liebe, Sicherheit und Geborgenheit zu geben.
Babys brauchen viel Nähe und Wärme, möchten gerne auf dem Arm gehalten und herumgetragen werden. Auch Dein Baby braucht die Berührungen seiner Eltern und Bezugspersonen, braucht ein Gefühl von Nähe und Geborgenheit. Neben den alltäglichen Ritualen wie dem Stillen, Füttern, Kuscheln, Herumtragen, Waschen und Eincremen kann auch die Babymassage Deinem Baby diese so wichtigen Gefühle in besonderer Weise geben und vermitteln.
Alte indische Tradition
Als wir selbst noch Babys waren, war die Babymassage bei uns kaum bekannt. Dennoch ist diese Massage keineswegs eine neue Erfindung, sondern eine alte Tradition, die ihre Wurzeln in Indien hat. Hier nutzen die Mütter diese Massageform schon seit vielen Jahren für sich und ihre Babys. Genaugenommen entspringt die Babymassage der Tradition der ayurvedischen Heilkunst. Hier wird die Babymassage auch als Kumera Abhyangha bezeichnet.
Der französischen Gynäkologen Frédérick Leboyer war es dann, der Ende der 1970er Jahre diese Form der Massage auch nach Europa brachte. Des Weiteren haben wir diesem Arzt auch die sanfte Geburtsmedizin in den westlichen Ländern Europas zu verdanken.
Viele Heilmethoden aus Indien haben sich bei uns mittlerweile bewährt und durchgesetzt. Auch die Babymassage hat sich etabliert und ist für die meisten Mütter und Eltern zu einem wichtigen Bestandteil im Alltag mit Baby geworden.
Leboyer geht davon aus, dass dem Baby nach der Geburt die Bewegungen und Berührungen in und mit Mamas Bauch fehlen. Besonders in den letzten Monaten der Schwangerschaft wird das Baby bei jeder Bewegung der Mama mitbewegt, geschaukelt, von den Innenseiten des Bauches quasi massiert und natürlich berührt. Und genau das ist es, was Deinem Baby laut Leboyer fehlt. Umso wichtiger, dem Baby diese Berührungen auch nach der Geburt zu geben. Die Babymassage kann hier sehr dienlich und sinnvoll sein.
Jedes Baby hat Urbedürfnisse. So auch das Bedürfnis nach Liebe, Wärme und Geborgenheit. Die Babymassage kann ein guter Weg sein, einen Teil der Urbedürfnisse des Babys zu stillen.
Vorteile und Nutzen der Babymassage
Dass die Babymassage viele Vorteile mit sich bringt, waren sich schon die indischen Frauen vor vielen Jahren sicher. Und auch bei uns sind immer mehr Mütter und Eltern von der Massage überzeugt. Die sanften Berührungen und gezielten Bewegungen können viel bewirken und auslösen.
Folgende Vorteile bringt eine Babymassage mit sich:
- Durch die Berührungen kann die Bindung zwischen Eltern und Kind gestärkt werden und noch intensiver werden
- Das Empfindungsvermögen des Kindes kann sich besser entwickeln
- Durch die Massage wird das Baby entspannter und ausgeglichener
- Eine Babymassage kann beruhigend wirken
- Blähungen können gelindert werden
- Die Durchblutung wird verbessert
- Muskelverspannungen werden gelöst
- Der Stoffwechsel wird angeregt
- Zahnungsbeschwerden können gelindert werden
- Ein-und Durchschlafprobleme können sich verbessern
- Die Sprachentwicklung kann durch Kommunikation bei der Massage gefördert werden
- Die Babymassage kann den Appetit anregen
- Das Immunsystem wird gestärkt
- Die Atmung wird intensiviert, das Risiko für Atemwegserkrankungen minimiert
- Koordination und Wahrnehmung werden gefördert
- Ein positives Körperbewusstsein kann gefördert werden, mehr Selbstvertrauen
- Myelin wird schneller gebildet; das ist das Mark dass die Nerven umschließt; Reizübertragung und Muskelkoordination werden gefördert, sorgt unter anderem für eine gute Haltung
Nicht nur für das Baby, auch für Dich als Mama kann die Babymassage heilend wirken. Auch Dir als Mama können die Berührungen und innigen Momente viel geben, auch bei Dir wird sich ein Wohlfühlgefühl einstellen. Besonders gut dann, wenn Du unter dm Babyblues leidest oder zu Depressionen neigst. Auch dann, wenn Du z.B. nach einem Kaiserschnitt das Gefühl hast, noch nicht in der Rolle der Mama angekommen zu sein, können die Berührungen die Bindung fördern und Euch verbinden.
Das alles gilt natürlich auch für die Papa-Kind-Beziehung. Denn auch Papas müssen eine Bindung zu dem Baby aufbauen, was ihnen nicht selten schwerer fällt als der Mama.
Das richtige Alter
Natürlich fragst Du Dich jetzt, wann der richtige Zeitpunkt ist, um mit der Babymassage zu beginnen. Viele Experten gehen davon aus, dass es Sinn macht, möglichst früh mit der Massage zu beginnen. Als Zielgruppe gelten meist Babys im Alter von vier Wochen bis zu einem halben Jahr. Wenn das Kind aber will, können die Massagen auch bis zum zweiten Geburtstag fortgesetzt werden.
Je früher mit der Massage begonnen wird, desto leichter fällt es dem Kind, sich an den Ablauf zu gewöhnen. Je älter ein Kind ist, desto größer ist sein Wunsch nach Selbstständigkeit und umso schwerer kann das Gewöhnen werden.
Babymassage-Kurse
Viele Krankenhäuser, Geburtshäuser und Hebammen bieten Babymassage-Kurse an. Hier kannst Du mit Deinem Baby hingehen, und gemeinsam mit anderen Mamas die einzelnen Techniken erlernen. Ein weiterer Vorteil, Du kommst unter Menschen, kannst Dich austauschen und Kontakte zu anderen Müttern knüpfen. Und auch Dein Baby kann hiervon doppelt profitieren, denn frühe Kontakte zu anderen Babys und Kindern sind wichtig.
Meist werden die Kurse für eine bestimme Anzahl an Stunden angeboten, zum Beispiel fünf- oder achtmal. Aber auch zu Hause kannst Du das gelernte natürlich weiterhin anwenden und Dir und Deinem Kind etwas Gutes tun.
Die richtigen Rahmenbedingungen für eine innige Babymassage
Dass eine Babymassage eine gesundheitsfördernde und heilende Wirkung haben kann, wurde bereits in vielen Studien belegt. Wichtig ist aber, dass eine Babymassage richtig ausgeführt wird, und auch die Rahmenbedingungen sollten stimmen.
Regelmäßigkeit und feste Abläufe
In erster Linie spielt hier die Regelmäßigkeit eine wichtige Rolle. Am Besten solltest Du Dir täglich etwas Zeit nehmen, um Dich und natürlich Dein Kind zu verwöhnen. Dabei ist hier weniger meist mehr. Täglich ein paar Minuten reichen aus. 10 bis 15 Minuten sind zu Beginn vollkommen ausreichend, später kannst Du die Zeiträume, wenn es für Dich und Dein Baby passt, etwas ausweiten. Wichtig ist es auch, dass Du versuchst, immer den gleichen Ablauf einzuhalten. Das vermittelt Deinem Baby zusätzlich Sicherheit und es kann sich besser an das Ritual Babymassage gewöhnen.
Warme Umgebung
Wichtig ist auch die Umgebung. So solltest Du einen ruhigen und warmen Ort auswählen. Ein beheizter Raum, eventuell ein Wärmestrahler und kein zu helles Licht sind ideal, um sich richtig entspannen und wohlfühlen zu können.
Achte darauf, dass Deine Hände schön warm sind. Ist das nicht der Fall, reibe Deine Handflächen zunächst aneinander, um Dein Kind nicht zu erschrecken.
Das Ausziehen des Kindes kann als Vorbereitung zur eigentlichen Massage dienen. Rede mit Deinem Kind, erkläre ihm was jetzt passiert, streichle und berühre es jetzt schon so häufig wie möglich.
Ein kleines Lied kann auch eine schöne Möglichkeit sein. Ebenso kann leise Musik im Hintergrund laufen.
Das Massageöl
Eine Babymassage sollte immer mit Öl gemacht werden. Dabei ist Öl nicht gleich Öl. Ideal sind hier unter anderem kalt gepresste Öle wie Olivenöl, Aprikosenkernöl oder auch Mandelöl. Bei den Massagekursen werden oft auch bestimmte Öle verwendet und empfohlen. Viele Hersteller bietet spezielle Babyöle an, die aber in jedem Fall frei von unnötigen Zusätzen wie Parfüm oder Farb- und Konservierungsstoffen sein sollten.
Das Öl solltest Du immer zuerst in Deinen Handflächen erwärmen.
Die Intensität
Das Alter des Babys entscheidet über die Intensität der Massage. Ist Dein Baby noch klein und sehr zart, gehe sehr zärtlich und behutsam vor. Bei größeren Kindern darf der Druck dann leicht erhöht werden. Achte stets auf Dein Kind, es zeigt und signalisiert Dir, was ihm gefällt und gut tut.
Der Zeitpunkt
Einen idealen Zeitpunkt am Tag gibt es nicht. Hier entscheidet Euer individueller Tagesablauf. Wichtig ist aber, nach dem Essen rund eine halbe Stunde abzuwarten.
Sinn kann es machen, die Babymassage als Abendritual und vor dem Schlafengehen einzuführen. Aber auch der Morgen oder der Nachmittag können sich, je nach Kind und Alltag, anbieten. Nach Möglichkeit aber sollte die Babymassage einmal täglich und in etwa immer zum gleichen Zeitpunkt erfolgen.
Griffe und Techniken
Bei der Babymassage gibt es verschiedene Griffe und Techniken, die sich dann jeweils unterschiedlich auf diverse Körperstellen, Beschwerden oder Regionen auswirken und diese beeinflussen. In den Babymassagekursen werden Dir die einzelnen Griffe gezeigt, hier kannst Du üben und Dich ausprobieren. Aber auch Bücher oder Internetvideos können hier eine gute Hilfestellung sein.
Bei den einzelnen Massagetechniken solltest Du immer folgendes beachten:
- Mit sanften und rhythmischen Bewegungen streichst Du über den Körper des Kindes
- Finger und Zehen, Hand- und Fußgelenke werden ebenfalls mit einbezogen
- Oft wird empfohlen, sich von unten nach oben zu arbeiten, das aber kann variieren
- Zu Beginn kannst Du Dich auch erst einmal nur auf einen Körperbereich konzentrieren
- Arme und Beine werden meist abwechselnd mit kreisenden Bewegungen und sanftem Druck massiert
- Brust und Bauch werden durch sanftes Auflegen und ein Ausstreifen zur Seite massiert
- Für jede Körperregion gibt es des Weiteren weitere Massagetechniken und Griffe, die dann gezielt eingesetzt werden können
Beispiele für Griffe und Techniken
- Zu den Zehen ausstreichen
Von der Ferse hin zu den Zehen mit dem Daumen streichen. Immer dann, wenn der Greifreflex einsetzt, wieder von vorne beginnen - Spazierengehen auf den Fußsohlen
Einfach mit den Fingern auf der Fußsohle "spazieren gehen" - Kreise um den Knöchel ziehen
Mit dem Finger kleine Kreise um den Knöchel ziehen - Rollen des Beines
Das Bein zwischen die Handflächen nehmen und hier sanft rollen; dient dem Auslockern - Ich liebe Dich
Zuerst mit der rechten Hand auf der linken Bauchseite ein I schreiben. Dann mit der rechten Hand ein umgekehrtes L, welches auf der Seite liegt, schreiben. Dann ein liegendes D schreiben und dabei sagen Ich liebe Dich! - Spazierengehen
Einfach mit den Fingerspitzen und im Uhrzeigersinn um den Bauchnabel spazieren - Herz malen
Mit den Fingerspitzen am Brustbein beginnen, hier beide Hände einsetzen. Dann nach unten hin ein Herz malen - Rollen des Armes
Den Arm zwischen die Handflächen nehmen und sanft rollen - Kiefergelenk umkreisen
Mit den Fingern und beiden Händen, jeweils für rechts und links, sanft das Kiefergelenk umkreisen und leicht massieren - Kleine Kreise an der Wirbelsäule
Beide Hände kommen zum Einsatz. Mit den Fingerkuppen kreisförmig neben der Wirbelsäule kleine Kreise ziehen. Dabei von oben nach unten vorgehen und rechts und links gleichzeitig
Jede Technik und jeder Griff wird ein paar Mal wiederholt.